Nachruf Wolfgang Müller sen.
Die Branche verliert mit Dipl.-Ing. Wolfgang Müller sen. einen bedeutenden Unternehmer und Menschen.
Er war begeisterter Segler, passionierter Pilot, leidenschaftlicher Akkordeonspieler und nicht zuletzt ein erfolgreicher Unternehmer: am Montag, den 21. August 2017 ist Wolfgang Müller sen., der langjährige geschäftsführende Gesellschafter von MÜLLER Umwelttechnik GmbH & Co. KG / Schwalenberg nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Er wurde 76 Jahre alt. Er hinterlässt in seiner Familie und in der Nassabfall-Entsorgungsbranche eine große Lücke.
Wolfgang Müller wurde am 10. Oktober 1940 in Rostock geboren. Auf der Flucht vor der Roten Armee hatte es ihn mit seiner Mutter und seiner Schwester im Jahre 1946 nach Schwalenberg verschlagen, woher sein Vater Julius stammte. Der war es auch, der nach dem Krieg 1951 die damalige Firma Kanal-Müller gründete. In den 1960er Jahren kam Wolfgang Müller ins Unternehmen und übernahm 1970 die Geschäftsführung des Fertigungsbetriebes. Sein Bruder Hans Müller übernahm zu einem späteren Zeitpunkt die Dienstleistungsunternehmen. Während Wolfgangs Vater Julius Müller als Pionier der Firma gilt, baute Sohn Wolfgang es zum Industriebetrieb von internationalem Rang aus. Das Familienunternehmen war sein Lebenswerk und Lebensinhalt.
Ab Mitte der 1970er Jahre stellten sich bedeutende Exporterfolge nach Saudi-Arabien oder in die Türkei ein. MÜLLER Umwelttechnik, wie die Firma seit 1985 heißt, entwickelte sich zum Marktführer in Deutschland für Nassabfall-Entsorgungsfahrzeuge. Mit Bedacht wurde das Unternehmen ausgebaut und vorangebracht. Ende der 80er Jahre fusionierte sein Unternehmen mit FAUN Umwelttechnik, um den Anforderungen einer zunehmenden Globalisierung gerecht zu werden. Nach der Übernahme von FAUN durch die Kirchhoff Gruppe entschieden sich beide Unternehmen aus strategischen Gründen zu einer Neuorientierung, weswegen die Familie Müller sämtliche Firmenanteile von MÜLLER Umwelttechnik wieder übernahm. Seit 1999 ist mit Dr. Volkwin Müller und Dipl.-Wirt.-Ing. Wolfgang G. Müller bereits die dritte Generation in der Geschäftsführung tätig.
Wolfgang Müller sen. war ein erfolgreicher Unternehmer und begeisterter Ingenieur, dessen breites Wissen auch der gesamten Branche half, vor allem den Entsorgern und Anwendern von Nassabfall-Entsorgungsfahrzeugen. Er engagierte sich bei der Erstellung von DIN-Normen und war Mitglied in verschiedenen ATV-Arbeitsgruppen. Er war Präsident und später Vorsitzender der Arbeitsgruppe Flüssigabfallentsorgungs-/ Rohrreinigungssysteme des Verbandes der Arbeitsgeräte- und Kommunalfahrzeugindustrie e.V. (VAK) Unvergessen und nachhaltig sind seine Aktivitäten zur Verbesserung der Sicherheit von pneumatischen Entleerungseinrichtungen bei Saug-Spülfahrzeugen und seine auf Basis physikalischer, mathematischer Erkenntnisse beruhende Schulungsunterlagen für eine professionelle Kanalreinigung.
Darüber hinaus war er jahrelanges Vorstandsmitglied des Verbandes Deutscher Rohr- und Kanal-Technik-Unternehmen e.V. (VDRK) und wirkte dort maßgeblich an der Schaffung des Berufsbildes der Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice mit. Er engagierte sich in seiner aktiven Zeit jahrelang in diversen Arbeitsgruppen des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE), gab Meisterlehrgänge an der Deula Rheinland GmbH und hielt über viele Jahrzehnte unzählige Fachvorträge.
Im Rahmen seiner Tätigkeit für den VDRK Fachbeirat II veröffentlichte Wolfgang Müller eine praxisorientierte Kosten- und Leistungsrechnung in Form einer Fachbroschüre für die Kanal- und Leitungsreinigung, die für private Entsorgungsunternehmen eine Orientierungshilfe bei der Kalkulation von Entsorgungsdienstleistungen darstellte. Das in der Schriftenreihe des Institutes für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg veröffentlichte Fachbuch „Reinigung von Abwasserkanälen durch Hochdruckspülung“ ist maßgeblich unter der fachlichen Begleitung von Wolfgang Müller entstanden. Die Kommunalfahrzeugbranche verliert mit ihm einen ganz besonderen Menschen.
Als einstiger Präsident des Rotary Clubs Detmold-Blomberg rief Wolfgang Müller das Projekt „Aus- und Fortbildung für Nachwuchskräfte im Umwelt- und Gewässerschutz“ für polnische Studenten ins Leben. Seit inzwischen mehr als 20 Jahren werden seitdem polnische Studenten jährlich nach Deutschland eingeladen.
Wolfgang Müller war aber auch privat ein besonderer Mensch. Gerne spielte er über fast sieben Jahrzehnte Akkordeon. Stundenlang hat er etwa auf Feiern im Unternehmen und Zuhause die Gäste unterhalten. Zu seinen vielen Leidenschaften gehörten auch das Fliegen, das Segeln, der Sport oder die Erforschung der Varusschlacht. In seinem Heimatort brachte er sich in der Trachtengilde oder in der Bürgerstiftung ein.
Weggefährten beschreiben Wolfgang Müller sen. als herzlich warmen Menschen, der uneitel und besonnen war. Was er anpackte erledigte er zu 100 Prozent. Bis zuletzt war Wolfgang Müller sen. im Unternehmen präsent und ließ sich den morgendlichen Rundgang durch den Betrieb nicht nehmen. Die Ausbildung junger Menschen als Zukunft der Firma lag ihm sehr am Herzen. Bei MÜLLER Umwelttechnik gestaltete er die Ausbildung von jungen Menschen, indem er eigene Unterrichtsunterlagen erstellte, um Lücken in der schulischen Ausbildung auszugleichen und den Auszubildenden ein solides Fundament an Fachwissen zu vermitteln. Auch außerhalb des Unternehmens war ihm die Ausbildung von jungen Menschen sehr wichtig. Daher engagierte er sich in Lippe im Netzwerk Wirtschaft - Schule für die Verbesserung der Ausbildungssituation im lippischen Südosten.
Wolfgang Müller hinterlässt seine Ehefrau, vier erwachsene Kinder sowie acht Enkelkinder. Mehrere hundert Menschen aus Schwalenberg sowie aus dem In- und Ausland nahmen im Rahmen der Trauerfeier am 26. August 2017 in Schwalenberg Abschied von Wolfgang Müller und erwiesen ihm die letzte Ehre.